Schubladenbegriffe – angesagte Denunziations-Propaganda in der Neuzeit

Die meisten Menschen in Deutschland und der Welt kennen die, vor allem von den Medien gern genutzten Begriffe wie beispielsweise „Faschismus“, „Rechts(extrem)“, „Links(extrem)“, „Reichsbürger“, „Querdenker“, „Verschwörungstheoretiker“ etc.
Sie kommen dann zum Einsatz, wenn die Meinung der Allgemeinheit in eine bestimmte Richtung gelenkt werden soll. Sind wir anfällig für ein derartiges Schubladendenken? Ich würde behaupten: Ja, das sind wir durchaus! Doch woran liegt es, daß wir immer ein Raster brauchen, in dessen Felder wir einzelne Menschen oder Gruppen einsortieren können? Fällt es uns dadurch leichter, im Dialog mit anderen Menschen zu argumentieren oder ist es damit nur einfacher, sich erst gar nicht auf Diskussionen einlassen zu müssen?

Die allermeisten machen sich bei Begrifflichkeiten, welche uns mittlerweile fast tagtäglich medial um die Ohren fliegen, kaum Gedanken über deren eigentliche Bedeutung oder Herkunft.
Vielmehr neigt man dazu, die Auslegungen politischer Sprecher oder Abgeordneter einfach blind zu übernehmen.
Betrachten wir z.B. einmal den Begriff „Reichsbürger“. Dieser Begriff ist heutzutage sehr populär und wird vielen Menschen übergestülpt, die eine regierungskritische Meinung bzw. Auffassung haben. Mitunter wird damit gar Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Doch was ist eigentlich ein Reichsbürger tatsächlich? Ist das jemand, der sich ein verflossenes Reich zurückwünscht? Oder ein Nachbar, dem die Politik von Scholz & Co. Einfach zuwider läuft? Sind diese Menschen gewalttätig?
Der Begriff an sich kommt tatsächlich aus dem dritten Reich zu Zeiten Adolf Hitlers. Wikipedia sagt:
 
„Das Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 (Reichsgesetzblatt I S. 1146) war ein Gesetz des NS-Staates. Es teilte die deutschen Staatsangehörigen einerseits in „Reichsbürger“, die „deutschen oder artverwandten Blutes“ seien und ein besonderes Treueverhältnis zum Deutschen Reich an den Tag legen mussten, und andererseits einfache Staatsangehörige“.

Das wären nun nicht einmal zwei Minuten Recherche im Internet um diesen abstrusen Begriff der Lächerlichkeit preiszugeben. Da das dritte Reich nicht mehr existiert kann es demzufolge auch keine Reichsbürger mehr geben, oder? Wie kann man Bürger eine nicht-existenten Reiches sein?
Lesen Sie einmal die Verfassungsschutzberichte der einzelnen Länder in der Bundesrepublik und Sie werden schnell merken, daß dieser Begriff bei Weitem nicht nur dritte-Reich-Anhängern anhaftet, sondern einfach Menschen, die eine abweichende Meinung zum Thema Demokratie und Rechtsstaatsprinzip in Deutschland haben.
Den Reichsbürgerbegriff nenne ich gern, zusammen mit einigen anderen derselben Kategorie, ein „Totschlagargument“. Denn, immer wenn der Politik, den Mainstream-Medien oder den Behörden in Deutschland die sachlichen Argumente zu einem Thema ausgehen (falls diese überhaupt je existierten), greifen sie gern und oft auf derartige Begriffe zurück. Dies soll jeden weiteren Diskurs im Keim ersticken.
Nicht nur anhand des Reichsbürger-Beispiels lässt sich eine mangelhafte Beleuchtung der ursprünglichen Bedeutung eines Begriffes veranschaulichen. Auch am Begriff „Nazi“ ist das gut zu verdeutlichen. Dabei geht es nicht darum, eine Geschichte, die mit einem bestimmten Begriff ggf. verwoben ist und damit einhergeht, zu verherrlichen oder glorifizieren, sondern lediglich um eine nüchterne Betrachtung des Begriffes und dessen eigentlicher Bedeutung an sich. 
Ein Nazi ist das Feindbild schlechthin in Deutschland. Er ist das Sinnbild der Gräueltaten des dritten Reiches. Nazi=Nationalsozialist. Doch Moment: Die Abkürzung „Nazi“ passt doch überhaupt nicht zur ausgeschriebenen Version „Nationalsozialist“. Richtig, denn „Nazi“ heißt eigentlich „NazionalZionist“. Was ein Zionist ist muss in einem separaten Artikel behandelt werden, da dies sonst den Rahmen sprengen würde.
Folgt man lediglich der Begriffsbedeutung ist ein Nationalsozialist nichts anderes als ein Mensch, der seiner Nation gegenüber sozial eingestellt ist (Sozialist=kameradschaftlich). Was daran tatsächlich verwerflich sein soll ist eine Frage, welche jeder für sich selbst beantworten kann. Wenn ich also ein Nationalsozialist der Bundesrepublik Deutschland wäre, müsste ich doch perfekt ins demokratische Bild passen, oder? Dem Begriff des Nationalsozialismus haftet nur deswegen ein derart negatives Image an, weil er 1:1 mit den Gräueltaten zur Zeit des dritten Reiches assoziiert wird. Deshalb ist der Begriff bzw. die Ideologie Nationalsozialismus allerdings nicht per se schlecht.

Ein weiteres, sehr bekanntes Beispiel ist der Begriff des Faschismus.
Die meisten interpretieren in ihn ein antidemokratisches Wesen sowie volks- und freiheitsfeindliche Diktaturen hinein. Aber auch hier würde eine Recherche im Internet, mit unter einer Minute Dauer, Klarheit bringen. Zitat Wikipedia:

„Der Begriff Faschismus ist von italienisch fascio abgeleitet, was „Bund“ bedeutet. Der Historiker Fritz Schotthöfer beschrieb ihn 1924 als „gewissermaßen inhaltsleer“, da er „so gut wie nichts über das Wesen dessen aus[sagt], was faschistisch ist oder sein soll.“

Auch der Begriff „radikal“ hat nichts mit Gewalt zu tun. Er kommt von lat. „radix“, was „Wurzel“ bedeutet. Somit ist die eigentliche Interpretation des Begriffes schlicht „verwurzelt“.
Oder was ist Extremismus? Wenn ich zweimal am Tag alle meine Fenster putze könnte man mich ebenfalls einen Extremisten nennen! Deshalb schieße ich noch lange nicht auf andere Menschen oder übe sonst Gewalt aus, was einem aber zumeist über diesen Begriff suggeriert wird.

Anhand dieser Beispiele, und es gibt dutzende mehr davon, kann man eindrucksvoll erkennen, wie schnell und einfach Manipulation funktioniert:
Man wiederhole gebetsmühlenartig (vorwiegend im Fernsehen, Radio und in den Printmedien) einen an sich harmlosen, ja vielleicht sogar ursprünglich positiven Begriff, kombiniere diesen mit dem gewünschten Interpretationsziel und voilá:
Fertig ist ein dankbares Werkzeug, vor allem für Regierungen und im Hintergrund agierende NGOs, mit welchem Menschen gezielt getriggert werden können und so deren Reaktionen bis zu einem gewissen Grad steuerbar werden.
Dasselbe Konzept gibt es in etwas abgewandelter Form übrigens schon seit Jahrzehnten im Fernsehen, genannt Werbung. 

Ist einem dieser Mechanismus erst einmal bekannt, ist man nicht mehr so leicht manipulierbar.
Schlußendlich kann man mit derartigen Mitteln aus jeder noch so kargen Worthülse eine Waffe machen, die auf psychologische Weise wirkt. 

Man muss wissen, daß solche Schubladenbegriffe generell dazu dienen sollen, Menschen nach Belieben in Verruf zu bringen, sie unglaubwürdig zu machen, ja sogar in ein Feindbild zu pressen. Dadurch entsteht Spaltung, durch den die Machthabenden in guter alter Teile-und-Herrsche-Manier die Menschen auseinanderdividieren können und sie somit an der kurzen Leine halten.

Wie kann man sich davor schützen? Ganz einfach: Indem man nicht jede Einsortierung von Menschen oder Gruppen in eine Schublade seitens der Medien oder Politiker blind mitträgt, sondern sich nüchtern selbst ein Bild macht und vor allem die Wortbedeutung hinterfragt. Nur so können wir uns auf längere Sicht und nachhaltig „entmanipulieren“.

Bild: pexels.com

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