„Living in a box“ – Migranten-Wohncontainerpark auf dem Prüfstand

Das kleine Örtchen Altingen, welches zum Kreis der Ammerbuch-Gemeinden am Rande des Schönbuchs und mit seinen rund 2500 Einwohner zu den eher ländlichen Orten gehört, ist Ende des soeben erst abgeschlossenen Jahres 2023 in den Fokus des Landratsamtes (LRA) Tübingen geraten.

Den Grund hierfür stellte die Idee des LRA Tübingens dar, man könne hier sehr gut eine größere Anzahl ukrainischer Kriegsflüchtlinge unterbringen. Doch drehen wir hierzu die Zeit zunächst ein wenig zurück.

Bereits vor ein paar Jahren entstand die Idee des Aufbaus einer Auffangeinrichtung für Flüchtlinge aus Kriegsgebieten in Altingen. Diese wurde jedoch wieder verworfen und das Thema schien vom Tisch. Allerdings können die Akten nicht allzu tief vergraben gewesen sein, denn Ende 2023 lagen diese offensichtlich wieder ganz oben auf dem Aktenstapel.

Die Geschwindigkeit, mit welcher die Thematik in kürzester Zeit wieder Fahrt aufgenommen hat, lässt in etwa erahnen, wie weit fortgeschritten die Gespräche zwischen Ortsvorstand, Gemeinderat und zuständigen Mitarbeitern des LRA bereits gediehen sein mussten, bevor sie der breiten Bevölkerung in einer öffentlichen Informationsveranstaltung detailliert vorgestellt wurde.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurden der geplante Standort und geplante Ausführung der Baumaßnahmen, sowie Zeitpunkt den Bürgern näher gebracht. Der Plan: Wohncontainer für rund 100 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sollten auf dem ehemaligen Zuckerrübenplatz bereit gestellt werden. 100 Personen fremder Herkunft mitten an einem zentralen Standort, an welchem tagtäglich Kinder zur Schule, Bahnreisende auf den Zug, Rentner auf dem Weg zum Bäcker vorbei müssen.

Aufgrund des regen Andranges bei der abendlichen Informations- und Fragestunde, zu welcher die Bürgermeisterin und Mitarbeiter des Landratsamtes geladen hatten, kann hier keineswegs von Desinteresse der Anwohner gesprochen werden! Das Thema bewegte die Menschen und der Wunsch hier bei der Entscheidungsfindung seine Meinung einzubringen, war deutlich spürbar.

Für all die Leser ohne aktuelle Ortskenntnis, die nicht zu den Einwohnern Altingens gehören, sich dennoch allgemein für die willkürliche Vorgehensweisen von Behörden interessieren, seien hier nochmals kurz die Örtlichkeiten geschildert.

Im östlichen Bereich der Ortschaft, in welchem sich der Bahnhof Altingens, die Sportanlagen und das Wohngebiet „Ödlesberg“ zu finden ist, liegt ein Flurstück, das derzeit eine multifunktionale Ausprägung hat. Hierauf befindet sich ein Park+Ride Parkplatz für Bahnreisende, eine zwischenzeitlich nicht mehr in Betrieb befindliche Lkw-Waage und es dient zur Zeit als Lager und Schuttabladeplatz der Deutschen Bahn. Den Bürgern ist dieser Platz als der alte „Zuckerrübenplatz“ geläufig. Früher wurden hier die Ernten gewogen und zwischengelagert. Der Platz ist eingerahmt von privaten Wohneinheiten.

Während der Veranstaltung in der Sporthalle der Schule wurde viel Werbung für dieses Bauvorhaben gemacht. Es fielen große Worte wie „Integration“, „Toleranz“, „Chancen“ bis hin zu „kaum Probleme bekannt“! Doch ist die Realität tatsächlich so rosig?

Im Verlauf der Veranstaltung meldeten sich einige besorgte Mitbürger und äußerten offen und sachlich ihre Bedenken. Allerdings wurden diese bedauerlicher Weise mit lapidaren Worten weitgehend hinweggefegt. Auch in anderen Teilgemeinden Ammerbuchs stehen derzeit von Migranten bewohnte Container. Der Bericht einer um ihre Kinder besorgten Mutter, die von nächtlicher Ruhestörung und Aufdringlichkeiten in Form von Videos/Bildern, welche von Ihrer sich im Garten aufhaltenden Tochter gemacht wurden erzählte, wurde mit dem Hinweis abgewiegelt, es seien seither keine Vorfälle dieser Art gemeldet worden.

Der Kommentar zu einem weiteren der Beiträge, dieser sei ein Hinweis auf den Anschein einer sehr weit „rechts“ angesiedelten Meinung, ist in dem sachlichen Zusammenhang sicher fragwürdig.

Eine gewisse und offensichtliche Unsensibilität der Verantwortlichen lässt die Frage aufkeimen, ob hier tatsächlich überhaupt die Interessen der Bevölkerung im Vordergrund steht, oder vielleicht eher der Anreiz, geleerte Kassen wieder zu füllen!

Im Anschluss an die Veranstaltung hatten sich schnell einige engagierte Bürger gefunden, welche eine Petition online stellten um Unterschriften zu sammeln. Wie daraus ersichtlich, hielt sich zwar das Verständnis für die Maßnahmen in Grenzen, allerdings wäre ein alternativer Standort zum Beispiel im Industriegebiet in Ortsrandlage durchaus für viele eine echte Option gewesen.

Letztendlich wurde nur eine Woche später in der abschließenden Gemeinderatssitzung dem Antrag für die Errichtung der Flüchtlingsunterkunft mehrheitlich das „GO“ erteilt. Selbst noch während der Sitzung vorgetragene Alternativen und Lösungsvorschläge fanden keinerlei Gehör. Zwischenzeitlich war sogar die Errichtung einer zweistöckigen Anlage im Gespräch. Dieser fand jedoch keine Mehrheit. Einziger Kompromiss: Es kommen zunächst nur 75 statt der geplanten 100. Aber nicht etwa, weil der Gemeinderat mit der Bürgermeisterin sich an der Meinung der Einwohner orientiert, sondern vielmehr aus dem Umstand geboren, dass sich auf diesem „idealen Platz“ rein technisch beim besten Willen nicht die Containeranzahl für 100 Neuankömmlinge realisieren lässt!

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass der Beschluss die Unterkünfte an dieser Stelle zu errichten durchaus Probleme mit sich bringen kann und wie der allgemeinen Presse zu entnehmen ist, sind die Bedenken vieler Betroffener nicht grundlos. Mit Fremdenfeindlichkeit hat deren Aussage in erster Linie zunächst beim besten Willen gar nichts zu tun. Es ist keine Neuigkeit, dass bei solch einer Maßnahme zwei unterschiedliche Welten aufeinander prallen. Für die direkten Anwohner könnte sich dies letztendlich auf die Lebensqualität, die Sicherheit und nicht zu vergessen auch auf die Werte der Immobilien in nicht unerheblichem Ausmaß auswirken. Ob die Tatsache dass die Unterkünfte bedingt durch die zentrale Ortslage ganztägig einer gewissen Sichtkontrolle unterliegen die Ängste und Befürchtungen der Bewohner schmälern kann muss wohl eher in Frage gestellt werden. Denn schlußendlich bleibt da auch noch der Abend und die Nacht, welche durch die große Stromsparwelle die Umgebung nicht gerade in gleißendes Licht taucht.

Dass der Wunsch seitens besorgter Bürger besteht, dass seine Bedenken, Ängste aber natürlich auch befürwortende Aussagen von den Verantwortlichen – allen voran der Bürgermeisterin – gehört werden ist nur verständlich. Wie muss sich ein Bürger fühlen dem ein derartiger Gegenwind wie in diesem Fall entgegen schlägt? Wird nicht selbst für Außenstehende am Fall Altingens deutlich, wie groß das Desinteresse am Willen der Bevölkerung, die Inkompetenz in vielen Bereichen, die Ignoranz und Arroganz ist, sowie der niedrige Beweggrund des monetären Aspektes in vielen Behörden vorherrscht?

Inwieweit hätte hier, die von den Einwohnern zur Wahrung ihrer Interessen gewählte Bürgermeisterin, gegenüber dem Landratsamt klarer Stellung für die Alternativen beziehen können? Das Amt der Bürgermeisterin beinhaltet ganz klar die Kompetenz „Nein“ zu sagen, denn sie hat die Befugnis hierzu. Allerdings muss man dies auch wollen und kann nicht einfach den Landesbehörden die Verantwortlichkeit zuweisen. Und vielleicht sollte man sich auch einmal die Frage stellen, inwieweit sich die Migranten überhaupt integrieren möchten. Schließlich befinden sich diese weitab von ihrer Heimat und sofern es sich nicht um reine Wirtschaftsflüchtlinge handelt, hegen diese sicher den Wunsch baldmöglichst wieder in ihre vertraute Heimat zurückkehren zu können.

Bedauerlicher Weise hat die Realität vielerorts gezeigt, dass es sich nur partiell um die kriegsgeschundenen, angsterfüllten Menschen mit Familie handelt, die mit dem letzten Hemd auf dem Leib um ihr Leben gerannt sind, wie man uns seitens der Verantwortlichen gerne verkaufen möchte, sondern zu einem hohen Prozentsatz um junge Männer, die aus Langeweile, den beengten Wohnverhältnisse, ihrer Einstellung zum Leben und vielleicht auch der wirtschaftlichen Lage in ihrem Heimatland geschuldet die Probleme in unsere Gesellschaft tragen.

Doch sicher werden wir alle, betrachtet man die derzeitige Anzahl von Unruhen in der Welt, noch ausreichend Gelegenheit haben, uns vom Gegenteil überzeugen zu lassen.

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